Die Carta Caritatis ist das Grunddokument, das die Zisterzienser zum ersten Orden im rechtlichen Sinne machte.
Unabhängig vom Forschungsstand, der ausführlich in ⇨
«Einmütig in der Liebe» abgehandelt wird, wähle ich hier die Fassung aus dem ersten Band von
Canivez und gebe auch keine Jahreszahl an.
| Antequam abbacie cistercienses florere inciperent, domnus Stephanus et fratres sui ordinaverunt ut nullo
modo abbacie in alicuius antistitis diocesi fundarentur antequam ipse decretum inter cisterciense cenobium
et cetera ex eo nata exaratum ratum haberet et confirmatum, propter scandalum inter pontificem et monachos
devitandum. In hoc ergo decreto predicti fratres mutue pacis futurum precaventes naufragium, elucidaverunt
et statuerunt, suisque posteris reliquerunt, quo pacto quovemodo, immo qua caritate monachi eorum, per
abbacias in diversis mundi partibus corporibus divisi animis indissolubiliter conglutinarentur. Hoc etiam
decretum cartam caritatis vocari censebant quia eius statutum omnis exactionis gravamen propulsans solam
caritatem et animarum utilitatem in divinis humanis exequitur. Noch ehe die Zisterzienserabteien zu blühen begannen, ordnete Herr Stephan mit seinen Brüdern an, dass keinerlei Abtei in der Diözese eines Bischofs gegründet werden dürfe, bevor dieser das zwischen dem Kloster Cîteaux und den aus ihm hervorgegangenen weiteren Klöstern ausgearbeitete Dekret angenommen und bestätigt hätte – um Ärgernisse zwischen dem Bischof und den Mönchen zu vermeiden. In diesem Dekret also, um einen künftigen Schiffbruch der gegenseitigen Eintracht zu verhüten, haben die genannten Brüder erläutert und festgesetzt und ihren Nachfolgern überliefert, auf welche Weise, ja vielmehr in welcher Liebe ihre Mönche, durch die Abteien in den verschiedenen Teilen der Welt leiblich getrennt, doch unauflöslich im Geist verbunden sein sollten. Dieses Dekret nannten sie die „Carta Caritatis“, weil seine Satzung jede Last von Forderungen abwehrt und allein die Liebe und den Nutzen der Seelen in göttlichen wie menschlichen Dingen vollzieht. |
| I. Quia unius veri regis et domini et magistri nos omnes servos licet inutiles esse cognoscimus iccirco abbatibus et confratribus nostris monachis quos per diversa loca Dei pietas per nos miserrimos hominum sub regulari disciplina ordinaverit, nullam terrene commoditatis seu rerum temporalium exactionem imponimus. Prodesse enim illis omnibusque sancte ecclesie filiis cupientes, nil quod eos gravet, nil quod eorum substantiam minuat erga eos agere disponimus, ne dum nos abundantes de eorum paupertate esse cupimus avaricie malum quod secundum apostolum ydolorum servitus comprobatur evitare possimus. Da wir alle erkennen, dass wir Diener – wenn auch unnütze – des einen wahren Königs, Herrn und Meisters sind, legen wir den Äbten und unseren Mitbrüdern, den Mönchen, die Gottes Güte durch uns, die Elendesten unter den Menschen, unter der Regelordnung an verschiedenen Orten eingesetzt hat, keinerlei Forderung nach irdischem Vorteil oder zeitlichen Gütern auf. Denn da wir wünschen, ihnen und allen Kindern der heiligen Kirche zu nützen, haben wir beschlossen, nichts zu tun, was sie beschwert oder ihren Besitz mindert, damit wir nicht, indem wir aus ihrer Armut reich zu sein begehren, dem Übel der Habsucht verfallen, das nach dem Apostel als Götzendienst erwiesen ist. |
| II. Curam tamen animarum lllorum gratia caritatis retinere volumus ut si quando a sancto proposito et observancia sancte regule declinare, quod absit, temptaverint, per nostram sollicitudinem ad rectitudinem vite redire possint. Doch wollen wir aus Liebe die Sorge für ihre Seelen behalten, damit, falls sie jemals – was ferne sei – vom heiligen Vorsatz und der Beobachtung der heiligen Regel abzuweichen versucht würden, sie durch unsere Fürsorge zur Geradheit des Lebens zurückgeführt werden können. |
| III. Nunc vero volumus illisque precipimus ut regulam beati Benedicti per omnia observent sicuti in novo monasterio observatur. Non alium inducant sensum in lectionem sancte regule, sed sicut antecessores nostri sancti patres, monachi scilicet novi monasterii, intellexerunt et tenuerunt, et nos hodie intelligimus et tenemus, ita et isti intelligant et teneant. Nun aber wollen wir und gebieten ihnen, dass sie die Regel des heiligen Benedikt in allem beobachten, so wie sie im Neuen Kloster befolgt wird. Sie sollen keinen anderen Sinn in die Lesung der heiligen Regel hineintragen, sondern so, wie unsere Vorgänger, die heiligen Väter, nämlich die Mönche des Neuen Klosters, sie verstanden und hielten, und wie auch wir sie heute verstehen und halten, ebenso sollen auch jene sie verstehen und halten. |
| IV. Et quia omnes monachos ipsorum ad nos venientes in claustro nostro recipimus et ipsi similiter nostros in claustris suis, ideo oportunum nobis videtur et hoc etiam volumus ut mores et cantum et omnes libros ad horas diurnas et nocturnas et ad missas necessarios, secundum formam morum et librorum novi monasterii possideant, quatinus in actibus nostris nulla sit discordia, sed una caritate, una regula, similibusque vivamus moribus. Und da wir alle ihre Mönche, die zu uns kommen, in unserem Kloster aufnehmen und sie gleichermaßen die unseren in ihren Klöstern, scheint es uns daher angemessen – und wir wollen es auch –, dass sie die Sitten und den Gesang und alle Bücher, die für die Tag- und Nachtstunden sowie für die Messen notwendig sind, nach der Form der Sitten und Bücher des Neuen Klosters besitzen, damit in unseren Handlungen keine Zwietracht sei, sondern dass wir in einer Liebe, einer Regel und ähnlichen Sitten leben. |
| V. Nec aliqua ecclesia vel persona ordinis nostri adversus communia ipsius ordinis instituta privilegium a quolibet postulare audeat, vel obtentum quo modolibet retinere. Auch soll keine Kirche oder Person unseres Ordens es wagen, gegen die gemeinsamen Satzungen dieses Ordens ein Privileg von irgendjemandem zu erbitten oder ein auf irgendeine Weise erlangtes zu behalten. |
| VI. Cum vero abbas novi monasterii ad aliquod horum cenobiorum visitandi gratia venerit, illius loci abbas ut ecclesiam novi monasterii sue ecclesie esse matrem recognoscat, cedat ei in omnibus locis monasterii, et ipse abbas adveniens locum illius loci abbatis, quamdiu ibi manserit, teneat. Wenn der Abt des Neuen Klosters zum Zweck der Visitation in eines dieser Klöster kommt, soll der Abt jenes Ortes anerkennen, dass die Kirche des Neuen Klosters die Mutter seiner Kirche ist, und ihm in allen Bereichen des Klosters den Vorrang einräumen. Der ankommende Abt soll solange er dort verweilt die Stellung des Abtes jenes Ortes innehaben. |
| VII. Excepto quod non in hospicio sed in refectorio cum fratribus propter disciplinam servandam comedet, nisi abbas illius loci defuerit. Similiter et omnes abbates supervenientes nostri ordinis faciant. Quod si plures supervenerint et abbas loci defuerit, prior illorum in hospicio comedat. Et hoc excipitur quod abbas loci illius etiam in presentia maioris abbatis novicios suos post regularem probationem benedicet. Ausgenommen ist, dass er nicht im Gästehaus, sondern im Refektorium mit den Brüdern essen soll, um die Disziplin zu wahren, es sei denn, der Abt jenes Ortes ist abwesend. Ebenso sollen alle ankommenden Äbte unseres Ordens handeln. Wenn mehrere eintreffen und der Abt des Ortes abwesend ist, soll der Erste unter ihnen im Gästehaus essen. Ausgenommen bleibt, dass der Abt jenes Ortes auch in Gegenwart des höheren Abtes seine Novizen nach der regulären Probezeit segnet. |
| VIII. Abbas autem novi monasterii caveat ne quicquam presumat tractare aut ordinare aut contingere de rebus illius loci ad quem venerit contra abbatis vel fratrum voluntatem. Der Abt des Neuen Klosters soll sich hüten, irgendetwas zu behandeln, zu ordnen oder anzurühren, was die Angelegenheiten des Ortes betrifft, zu dem er gekommen ist, gegen den Willen des Abtes oder der Brüder. |
| IX. Si autem precepta regule vel nostri ordinis intellexerit in eodem loco prevaricari, cum consilio presentis abbatis caritative studeat fratres corrigere. Si vero abbas loci non affuerit nichilominus quod sinistrum invenerit corrigat. Wenn er jedoch erkennt, dass die Vorschriften der Regel oder unseres Ordens an diesem Ort übertreten werden, soll er mit dem Rat des anwesenden Abtes in brüderlicher Liebe bemüht sein, die Brüder zu korrigieren. Ist der Abt des Ortes nicht zugegen, soll er dennoch das, was er als verkehrt findet, berichtigen. |
| X. Semel per annum visitet abbas maioris ecclesie vel per se vel per aliquem de coabbatibus suis omnia cenobia que ipse fundaverit. Et si fratres amplius visitaverit, inde magis gaudeant. Einmal im Jahr soll der Abt der Hauptkirche entweder selbst oder durch einen seiner Mitäbte alle Klöster besuchen, die er gegründet hat. Und wenn er die Brüder öfter besucht, sollen sie sich darüber umso mehr freuen. |
| XI. Domum autem cisterciensem simul per seipsos visitent quatuor primi abbates de Firmitate, de Pontiniaco, de Claravalle, de Morimundo, die quam inter se constituerint preter annuum capitulum, nisi forte aliquem eorum gravis egritudo detineat. Das Kloster Cîteaux sollen gemeinsam die vier ersten Äbte von La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond besuchen, an einem Tag, den sie untereinander festsetzen, außer dem jährlichen Kapitel, es sei denn, eine schwere Krankheit hält einen von ihnen zurück. |
| XII. Cum aliquis nostri ordinis abbas ad novum monasterium venerit reverencia congrua abbati ei exhibeatur, stallum abbatis illius teneat, in hospicio comedat si tamen abbas defuerit. Si vero presens fuerit, nil horum agat, sed in refectorio comedat. Prior autem loci negocia cenobii disponat. Wenn ein Abt unseres Ordens ins Neue Kloster kommt, soll ihm die gebührende Ehrfurcht gegenüber dem Abt erwiesen werden. Er soll den Abtsstuhl jenes Ortes einnehmen und im Gästehaus essen, falls der Abt abwesend ist. Ist dieser jedoch anwesend, soll er nichts davon tun, sondern im Refektorium essen. Der Prior des Ortes soll die Angelegenheiten des Klosters regeln. |
| XIII. Inter abbacias illas que se alterutras non genuerunt, ista erit lex: Omnis abbas in omnibus locis sui monasterii coabbati suo cedat advenienti ut adimpleatur: honore invicem prevenientes. Si duo aut eo amplius convenerint qui prior erit de advenientibus locum superiorem tenebit. Omnes tamen preter abbatem presentis loci in refectorio comedent ut supra diximus. Alias autem ubicumque convenerint secundum tempus abbatiarum ordinem suum tenebunt ut cuius ecclesia fuerit antiquior, ille sit prior. Ubicumque vero consederint, humilient sibi mutuo. Zwischen den Abteien, die einander nicht gegründet haben, soll dieses Gesetz gelten: Jeder Abt soll in allen Orten seines Klosters dem ankommenden Mitabt den Vorrang einräumen, damit erfüllt werde: „In der Ehrerbietung einander zuvorkommen.“ Wenn zwei oder mehr zusammentreffen, soll derjenige, der zuerst angekommen ist, den höheren Platz einnehmen. Alle jedoch außer dem Abt des anwesenden Ortes sollen im Refektorium essen, wie oben gesagt. Wo immer sie sich sonst versammeln, sollen sie die Ordnung ihrer Abteien nach deren Alter wahren, sodass derjenige, dessen Kirche älter ist, Vorrang hat. Wo immer sie zusammensitzen, sollen sie sich gegenseitig demütig zeigen. |
| XIV. Cum vero aliqua ecclesiarum nostrarum Dei gratia adeo creverit ut aliud cenobium construere possit, illam diffinitionem quam nos inter confratres nostros tenemus, et ipsi inter se teneant, excepto quod annuum inter se capitulum non habebunt. Wenn eine unserer Kirchen durch Gottes Gnade so gewachsen ist, dass sie ein weiteres Kloster bauen kann, sollen sie jene Bestimmungen, die wir unter unseren Mitbrüdern halten, auch untereinander halten, mit Ausnahme, dass sie kein jährliches Kapitel miteinander haben werden. |
| XV. Sed omnes abbates de ordine nostro singulis annis ad generale capitulum cisterciense omni postposita occasione convenient, illis solis exceptis quos corporis infirmitas retinuerit. Qui tamen idoneum nuntium delegare debebunt per quem necessitas remorationis eorum capitulo valeat nunciari. Et illis item exceptis qui in remocioribus partibus habitantes eo termino venerint qui eis fuerit in capitulo constitutus. Quod si quis quacumque alia occasione quandoque remanere a nostro generali capitulo praesumpserit, sequentis anni capitulo pro culpa veniam petat, nec sine gravi adnimadversione pertranseat. Alle Äbte unseres Ordens sollen jedes Jahr zum Generalkapitel in Cîteaux zusammenkommen, jede andere Gelegenheit zurückstellend, mit Ausnahme derjenigen, die durch körperliche Krankheit zurückgehalten werden. Diese sollen jedoch einen geeigneten Boten entsenden, durch den die Notwendigkeit ihres Verbleibens dem Kapitel angezeigt werden kann. Ebenso sind jene ausgenommen, die in entfernteren Gegenden wohnen und zu dem Termin kommen, der ihnen im Kapitel bestimmt worden ist. Wenn aber jemand aus irgendeinem anderen Grund einmal vom Generalkapitel fernzubleiben sich anmaßt, soll er im Kapitel des folgenden Jahres für seine Schuld um Vergebung bitten, und es soll nicht ohne strenge Zurechtweisung vorübergehen. |
| XVI. In quo capitulo de salute animarum suarum tractent in observatione sancte regule vel ordinis si quid est emendandum vel augendum ordinent, bonum pacis et caritatis inter se reforment. In diesem Kapitel sollen sie über das Heil ihrer Seelen beraten, in der Beobachtung der heiligen Regel oder des Ordens, wenn etwas zu verbessern oder zu vermehren ist, es ordnen, und das Gut des Friedens und der Liebe untereinander erneuern. |
| XVII. Si quis vero abbas minus in regula studiosus vel secularibus rebus nimis intentus, vel in aliquibus viciosus repertus fuerit, ibi caritative clametur, clamatus veniam petat, penitentiam pro culpa sibi indictam adimpleat. Hanc vero clamationem non nisi abbates faciant. Wenn ein Abt weniger eifrig in der Regel, zu sehr auf weltliche Dinge bedacht oder in irgendeinem Laster befunden wird, soll er dort in brüderlicher Liebe zur Rede gestellt werden. Der zur Rede Gestellte soll um Vergebung bitten und die ihm für seine Schuld auferlegte Buße erfüllen. Diese Ermahnung sollen jedoch nur die Äbte vornehmen. |
| XVIII. Si forte aliqua controversia inter quoslibet abbates emerserit, vel de aliquo illorum tam gravis culpa propalata fuerit, ut suspensionem aut depositionem etiam mereatur, quicquid inde a Capitulo fuerit definitum sine retractatione observetur. Wenn etwa ein Streit zwischen irgendwelchen Äbten entsteht oder über einen von ihnen eine so schwere Schuld bekannt wird, dass sie sogar Suspension oder Absetzung verdient, soll alles, was darüber vom Kapitel beschlossen wird, ohne Widerspruch befolgt werden. |
| XIX. Si vero pro diversitate sententiarum in discordiam causa devenerit, illud inde irrefragablliter teneatur quod abbas cisterciensis et hi qui sanioris consilii et magis idonei apparuerint iudicabunt, hoc observato ut nemo eorum ad quos specialiter causa respexerit, diffinitioni debeat interesse. Wenn aber die Sache wegen verschiedener Meinungen in Zwietracht gerät, soll unwiderruflich das gelten, was der Abt von Cîteaux und jene, die als von gesünderem Rat und geeigneter befunden werden, urteilen – wobei beachtet wird, dass keiner von denen, auf die der Fall besonders Bezug nimmt, an der Entscheidung teilnehmen soll. |
| XX. Quod si aliqua ecclesia pauperiem intolerabilem incurrerit, abbas illius cenobii coram omni capitulo hanc causam intimare studeat. Tunc singuli abbates maximo caritatis igne succensi illius ecclesie penuriam rebus a Deo sibi collatis, prout habuerint, sustentare festinent. Wenn eine Kirche in unerträgliche Armut gerät, soll der Abt jenes Klosters diese Sache vor dem ganzen Kapitel darlegen. Dann sollen alle Äbte, vom Feuer der Liebe entflammt, die Not jener Kirche mit den Gütern, die Gott ihnen verliehen hat, je nach ihrem Vermögen zu lindern eilen. |
| XXI. Si qua domus ordinis nostri abbate proprio fuerit destituta, maior abbas de cuius domo domus illa exivit omnem curam habeat ordinationis illius, donec in ea abbas alius eligatur et prefixa die electionis etiam ex abbatibus si quos domus illa genuit advocentur, et consllio et voluntate patris abbatis, abbates et monachi domus illius abbatem eligant. Wenn ein Haus unseres Ordens ohne eigenen Abt ist, soll der höhere Abt, aus dessen Haus jenes hervorgegangen ist, die ganze Sorge für dessen Ordnung tragen, bis dort ein anderer Abt gewählt wird. Am festgesetzten Wahltag sollen auch die Äbte, die jenes Haus hervorgebracht hat, hinzugezogen werden, und mit Rat und Willen des Vaterabtes sollen die Äbte und Mönche jenes Hauses einen Abt wählen. |
| XXII. Domui autem cisterciensi, quia mater est omnium nostrum, dum proprio abbate caruerit, quatuor primi abbates, scilicet de Firmitate, de Pontiniaco, de Claravalle et de Morimundo provideant et super eos sit cura domus illius donec abbas in ea electus fuerit et statutus. Wenn das Haus von Cîteaux, da es die Mutter von uns allen ist, ohne eigenen Abt bleibt, sollen die vier ersten Äbte, nämlich von La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond, Vorsorge treffen und die Sorge für jenes Haus tragen, bis dort ein Abt gewählt und eingesetzt ist. |
| XXIII. Ad electionem autem cisterciensis abbatis prefixa et nominata die ad minus per XV dies convocentur ex abbatibus quorum domus de Cistercio exierunt, et ex aliis quos predicti abbates et fratres cistercienses idoneos noverint, et congregati in nomine Domini abbates et monachi cistercienses eligant abbatem. Zur Wahl des Abtes von Cîteaux sollen am festgesetzten und benannten Tag mindestens fünfzehn Tage lang die Äbte, deren Häuser von Cîteaux ausgegangen sind, sowie andere, die die genannten Äbte und die Brüder von Cîteaux als geeignet erkennen, zusammengerufen werden. Versammelt im Namen des Herrn sollen die Äbte und Mönche von Cîteaux den Abt wählen. |
| XXIV. Liceat autem cuiquam matri ecclesie ordinis nostri non solum de monachis filiarum suarum ecclesiarum, sed de ipsis quoque abbatibus earum libere sibi, si necesse fuerit, assumere abbatem. Personam vero de alio ordine nulla de nostris ecclesiis sibi eligat in abbatem, sicut nec nostrarum aliquem licet in aliis monasteriis que non sunt de ordine nostro dari. Es soll jeder Mutterkirche unseres Ordens erlaubt sein, nicht nur aus den Mönchen der Tochterkirchen, sondern auch aus deren Äbten, wenn nötig, frei einen Abt für sich zu wählen. Eine Person aus einem anderen Orden soll sich keine unserer Kirchen zum Abt erwählen, ebenso wie keiner von unseren in Klöstern, die nicht zu unserem Orden gehören, als Abt gegeben werden darf. |
| XXV. Si quis abbas pro inutilitate seu pusillanimitate sua a patre suo abbate domus illius unde sua exivit postulaverit ut ab onere abbacie sue relaxetur, caveat ille ne facile ei sine causa rationabili et multum necessaria adquiescat. Sed et si fuerit tanta necessitas, nichil per se inde faciat, sed convocatis aliquibus abbatibus aliis nostri ordinis, eorum consllio agat quodpariter noverint oportere. Wenn ein Abt wegen seiner Untauglichkeit oder Kleinmütigkeit von seinem Vaterabt des Hauses, aus dem er hervorgegangen ist, erbittet, von der Last seines Amtes entbunden zu werden, soll jener sich hüten, ihm leichtfertig ohne vernünftigen und sehr notwendigen Grund zuzustimmen. Und wenn eine so große Notwendigkeit besteht, soll er nichts von sich aus tun, sondern einige andere Äbte unseres Ordens zusammenrufen und mit deren Rat handeln, was sie gemeinsam als notwendig erkennen. |
| XXVI. Si quis vero abbatum contemptor sancte regule aut ordinis esse prevaricator vel commissorum sibi fratrum viciis consentiens innotuerit, abbas matris ecclesie per seipsum vel per priorem suum aut quomodo oportunius potuerit de emendatione eum admoneat usque quater. Quod si nec ita correctus fuerit nec sponte cedere voluerit, congregato aliquanto numero abbatum nostre congregationis, transgressorem sancte regule ab officio suo amoveant ac deinceps alter qui dignus sit consilio et voluntate maioris abbatis a monachis illius ecclesie simul et abbatibus, et qui ad eam pertinent, sicut supra dictum est, eligatur. Wenn ein Abt als Verächter der heiligen Regel oder als Übertreter des Ordens oder als Mitwirkender an den Lastern der ihm anvertrauten Brüder bekannt wird, soll der Abt der Mutterkirche ihn selbst oder durch seinen Prior oder auf andere geeignete Weise bis zu viermal zur Besserung ermahnen. Wenn er so nicht gebessert wird und nicht freiwillig zurücktritt, sollen, nachdem eine Anzahl von Äbten unserer Gemeinschaft versammelt ist, den Übertreter der heiligen Regel seines Amtes entheben und sodann ein anderer, der würdig ist, mit Rat und Willen des höheren Abtes von den Mönchen jenes Klosters und den Äbten, die dazu gehören, wie oben gesagt, gewählt werden. |
| XXVII. Si autem is qui deponitur aut monachi eius, quod Deus avertat, contumaces et rebelles esse voluerint ut sentenciis minime adquiescant, ab ipso abbate matris ecclesie et a ceteris coabbatibus eius excommunicationi subdantur, ac deinceps ab eo coherceantur prout potuerit et cognoverit expedire. Wenn aber der Abgesetzte oder seine Mönche – was Gott verhüte – trotzig und widerspenstig sein wollen und den Entscheidungen nicht gehorchen, sollen sie vom Abt der Mutterkirche und von den übrigen Mitäbten exkommuniziert und danach von ihm gezügelt werden, soweit er kann und es für nützlich erkennt. |
| XXVIII. Ex hoc sane si quis illorum ad se reversus de morte anime sue resurgere et ad matrem suam redire voluerit, tanquam filius penitens recipiatur. Nam sine hac causa multo semper studio devitanda, nullus abbas monachum alterius cuiuscumque abbatis ordinis nostri sine eius assensu retineat, nullus in domum alterius cuiuslibet sine eius voluntate suos ad inhabitandum monachos introducat. Wenn einer von ihnen jedoch zurückkehrt, aus dem Tod seiner Seele wieder aufsteht und zu seiner Mutter zurückkehren will, soll er wie ein reuiger Sohn aufgenommen werden. Denn ohne diesen Grund, der stets mit großem Eifer zu vermeiden ist, soll kein Abt einen Mönch eines anderen Abtes unseres Ordens ohne dessen Zustimmung behalten, und kein Abt soll ohne dessen Willen seine Mönche in das Haus eines anderen zur Ansiedlung einführen. |
| XXIX. Eodem etiam modo si forte, quod absit, abbates nostri ordinis matrem nostram cisterciensem ecclesiam in sancto proposito languescere et ab observatione regule vel ordinis nostri exorbitare cognoverint, abbatem eiusdem loci per quatuor primos abbates scilicet de Firmitate, de Pontiniaco, de Claravalle et de Morimundo sub ceterorum abbatum nomine usque quater ut corrigatur ipse et alios corrigere curet admoneant, et cetera que de aliis dicta sunt abbatibus, si incorrigibiles apparuerint, circa eum studiose adimpleantur, excepto quod si cedere sponte noluerit nec deponere nec contumaci dicere anathema poterunt, donec aut in generali capitulo, aut si illud forte iam visum fuerit expectari non posse, in conventu alio convocatis abbatibus qui de Cistercio exierunt et aliquibus aliorum, virum inutilem ab officio suo deponant, et tam ipsi, quam monachi cistercienses idoneum abbatem eligere studeant. Quod si abbas ille et monachi cistercienses contumaciter recalcitrare voluerint gladio excommunicationis eos ferire minime verentur. Ebenso, wenn – was ferne sei – die Äbte unseres Ordens erkennen, dass unsere Mutterkirche Cîteaux im heiligen Vorsatz erlahmt und von der Beobachtung der Regel oder unseres Ordens abweicht, sollen die vier ersten Äbte, nämlich von La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond, im Namen der übrigen Äbte den Abt jenes Ortes bis zu viermal ermahnen, dass er sich selbst und die anderen zu bessern bemühe. Und alles, was über andere Äbte gesagt ist, wenn sie unverbesserlich erscheinen, soll auch bei ihm sorgfältig erfüllt werden – außer dass, wenn er nicht freiwillig zurücktreten will, sie ihn weder absetzen noch als Widerspenstigen anathematisieren können, bis entweder im Generalkapitel oder, wenn dies nicht abgewartet werden kann, in einer anderen Versammlung von Äbten, die von Cîteaux ausgegangen sind, und einigen anderen, der untaugliche Mann seines Amtes enthoben wird und sowohl sie als auch die Mönche von Cîteaux einen geeigneten Abt zu wählen bemüht sind. Wenn aber jener Abt und die Mönche von Cîteaux trotzig widerstehen wollen, sollen sie nicht davor zurückschrecken, sie mit dem Schwert der Exkommunikation zu treffen. |
| XX. Postea vero si quis prevaricator tandem resipiscens et animam suam salvare cupiens ad quamlibet quatuor nostrarum ecclesiarum sive ad Firmitatem, sive ad Pontiniacum, sive ad Claramvallem, sive ad Morimundum confugerit, sicut domesticus et coheres ecclesie cum regulari satisfactione recipiatur quoadusque proprie ecclesie sicut iustum fuerit recunciliate quandoque reddatur. Interim autem annuum abbatum capitulum non apud Cistercium, sed ubi a quatuor supra nominatis abbatibus previsum fuerit celebrabitur. Wenn schließlich ein Übertreter, zur Besinnung gekommen und seine Seele retten wollend, zu einer der vier unserer Kirchen – sei es La Ferté, Pontigny, Clairvaux oder Morimond – flieht, soll er wie ein Hausgenosse und Miterbe der Kirche mit ordnungsgemäßer Buße aufgenommen werden, bis er seiner eigenen Kirche, wie es gerecht ist, wieder versöhnt zurückgegeben wird. In der Zwischenzeit soll das jährliche Kapitel der Äbte nicht in Cîteaux, sondern an dem Ort gefeiert werden, den die vier genannten Äbte vorherbestimmt haben. |
Die Praxis erzwang später Anpassungen, zumal durch den Anschluss ganzer Kongregationen.